Interreligiöser Dialog ist "keine bloße Expertensache", sondern muss im täglichen Leben verwurzelt sein. Zudem wurzelt Frieden nicht allein im Dialog, sondern darin, "Leben und Leiden miteinander zu teilen“ bekräftigt Prof. Roman Siebenrock beim Dialogcluster "Tutti Fiori" der Fokolarbewegung im Montafon vom 26.-31.August 2024.
Ziel der Dialogtreffen sei es nicht nur, durch Neuinterpretation der Texte von Fokolar-Gründerin Chiara Lubich (1920-2008) aus christlicher und muslimischer Perspektive Impulse für den Frieden zu gewinnen, sondern auch, Dialog ganz praktisch zu erfahren. Siebenrock: "Der interreligiöse Dialog ist Teil der Grundsendung der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, ja, ich würde sagen, mit dem Dialog steht und fällt die Kirche. Der Dialog ist keine bloße Expertensache, sondern jede und jeder kann und soll seinen Teil beitragen, indem wir aufmerksam füreinander da sind, das Leiden und Leben miteinander teilen."
Konkretisierungen der Arbeit des Clusters zeigten sich u.a. in aktuellen Publikationen wie dem jüngsten Buch "Für den Frieden kämpfen" des Innsbrucker Sozialethikers Wolfgang Palaver (Tyrolia 2024) sowie den theologischen Arbeiten des islamischen Theologen Adnane Mokrani, heißt es in einer Aussendung des Dialogclusters. "Wir sind keine Träumer. Unser Denken hat eine mystische Wurzel, doch sie versucht die Herausforderungen der Zeit, die Gewalt, in einer gewaltfreien Form anzugehen. Dass alle Leben denselben Wert haben, wir alle gleich sind, alle Kinder gleich sind - was so selbstverständlich schien, muss in unserer Zeit dringend aktiv eingefordert werden", wird Mokrani darin zitiert.
Über ein ermutigendes Zeichen berichteten zudem die Dialog-Verantwortlichen im Zentrum der Fokolar-Bewegung in Rom, Rita Moussallem und Antonio Salimbeni: Über 450 Menschen verschiedenster Religionen - Christen, Muslime, Juden, Hindus, Buddhisten, Ba’hai, Sikhs und anderer Religionen - kamen Anfang Juni in Castelgandolfo zu einem Austausch zusammen. Dies sei gerade nach den Erschütterungen, die der 7. Oktober 2023 mit dem Überfall der Hamas auf Israel gebracht hat, ein außergewöhnliches Zeichen gewesen.
Hintergrund des Christlich-Muslimischen Dialogclusters
Die Dialoggruppe fußt in Begegnungstreffen von christlichen und muslimischen Theologen in Innsbruck 2008 und 2009. Daraus entwickelte sich ein regelmäßiger Austausch. Seit 2018 trägt die Gruppe den Namen "Tuttti Fiori" und trifft sich regelmäßig in St. Gallenkirch/Vorarlberg. Koordinatoren der Gruppe sind neben Roman Siebenrock der evangelische Theologe und Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung an der Universität von Sibiu/Hermannstadt, Stefan Tobler, sowie Johannes Vetter von der Fokolar-Bewegung.