Während in Bern eine Grossdemonstration stattfindet, verkaufen Ende Oktober vier engagierte Jugendliche Selbstgebackenes für zwei Schulprojekte in Ruanda und Venezuela.
„Jugendlichen aus Deutschland berichteten beim letzten Jugend-Treff in Montet von ihren geplanten Herbstaktionen. Bereits auf der Heimreise entstand unter uns die Idee, dass wir auch eine Aktion lancieren könnten“ erzählt Julien Rovere (18). „Sehr schnell waren wir uns einig, dass hierzu ein Kuchenverkauf vor einer grossen Lebensmittelkette am besten wäre. So fixierten wir ein Datum (23.10.) und ich machte einen Gruppenchat, zu dem wir interessierte Person einluden“, informiert Mia Jaros (16). Sie organisierten zwei private Küchen, checkten das Material und sammelten Backrezepte: für selbstgebackene Biskuits, Schoggi-Brötchen und Kaffeekuchen. Jemand schlug ein Schulprojekt aus dem eigenen Heimatdorf vor. Jemand anders entwarf einen Flyer, um die Projekte vorzustellen, andere korrigierten diesen. Mia kümmerte sich um die Finanzen (Kasse mit Geldstock, Twintkarte und Einzahlungskonto).
Im Laufe der Vorbereitungen stellte sich heraus, dass einige von ihnen andere Verpflichtungen nachzugehen hatten. Andere hingegen, wie Gioia Maria Gosatti (15) nahm einen vierstündigen Zugweg auf sich, um aus Graubünden nach Bern zu fahren. Julien stand plötzlich alleine in der Küche, weil andere kurzfristig abgesagt hatten: «Es ist aber dennoch gut gegangen, wobei es natürlich schon schöner gewesen wäre, mit anderen zu backen.»
Laetitia Rovere (12) erklärt: «Ich kam direkt von meinem Sporttraining und gerade rechtzeitig zum Einpacken der Bisquits. Es war mir mega wichtig, dabei zu sein!» Dies galt auch für Julien, der im Schlussspurt seiner Maturaarbeit stand: «Für mich war klar, dass ich meine schulische Ausbildung etwas zurückstelle, um anderen Kindern überhaupt eine Schulausbildung zu ermöglichen. Deshalb machte es mir auch nicht viel aus, eine Nachtschicht bei meiner Arbeit einzuschalten. Zudem arbeitete ich nach dem Sozialeinsatz viel konzentrierter und motivierter und reichte meine Arbeit dennoch pünktlich ein.»
Besonders herausfordernd fanden die jungen Menschen, als ein Biskuitteig nicht gelang - und die Kälte beim Verkaufen. Ein Gemeinschaftsmoment war, als der Verkaufstisch nicht ins Auto passte und die Zeit drängte. «Doch zusammen fanden wir eine Lösung, wie dieser ins Auto passte und drei von uns auch.» führt Julien erfreut aus. Leute anzusprechen war ebenfalls etwas schwierig. Laetitia berichtet: «Beim Verkaufen sprach ich einen Passanten an und dieser lief einfach weiter und hörte mir gar nicht zu.» Mia erklärt: «Ältere Menschen nahmen sich mehr Zeit, um mehr von den Projekten zu erfahren. Sie hatten nicht so den hektischen Alltag».
Julien organisierte am Vortag den Standort und erreichte, nachdem er viermal weitergeleitet wurde, den Filialleiter, der sofort die Aktion unterstützte. Am Tag selber kam dieser sogar heraus und lobte sie für ihre tolle Aktion. Neben dem Erlös von 596.90 Schweizer Franken machten sie viele Passanten mit ihren Backkünsten glücklich und erlebten selber eine so gute Stimmung, dass sie sich schon auf die Herbstaktion 2022 freuen!