Es hat Tradition und fand am 25. Mai 2019 bereits zum vierten Male statt: die Einladung zum Fastenbrechen im Ramadan, ausgesprochen von Muslimen und gefeiert in der Pfarrei Maria-Lourdes in Zürich-Seebach.
150 Personen, Muslime und Christen, erlebten ein reichhaltiges Programm: Vorgestellt wurde der Sufismus, eine Islamische Spiritualität, gelebt im heutigen Alltag. Taner Hasan Hatipoglu, Präsident der Stiftung SERA (Stiftung für Erziehung, Ausbildung und Integration), erläuterte das Ramadan-Fasten und dessen Wirkung auf den Geist, das soziale Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen. „Den Hunger und den Durst am eigenen Leibe zu erfahren, stärkt die Liebe zum Mitmenschen und das soziale Empfinden“, erklärte er. Die rezitierten Verse aus dem Koran über Jesus erinnerten die Anwesenden an die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam. Mit dem Saiten-Instrument Saz wurden Volks- und Liebeslieder gespielt und ein Tanzender Derwisch führte mit seinen Drehungen die Einheit Gottes und die Verbindung zwischen Gott und der Natur vor. Um Punkt 21.15 folgte dann das eigentliche Fastenbrechen-Abendessen mit vielen persönlich bereichernden Tischgesprächen.
Pfarrer Martin Piller von der gastgebenden Pfarrei erklärte, die Gemeinschaft mit den Muslimen sei in den letzten drei Jahren gewachsen: Durch Dialogabende, wo man im Wechsel an diversen Tischen sass und so mit verschiedenen Menschen zu interreligiösen Fragen in den Austausch kam, oder durch den Informationsabend über die Katholische Kirche, zu dem die Pfarrei in die Räume der SERA Stiftung eingeladen wurde. Pfarrer Piller sagt: „Ich denke an den Abend, an dem Taner Hatipoglu den Propheten Mohammet vorgestellt hat, wie ich es bisher noch nie erlebt habe. Bei unseren Dialog-Abenden geschah oft etwas ganz Spezielles: Menschen wurden berührt und fühlten sich zutiefst einander verbunden. Wenn die Religionen alles Äusserliche ablegen, dann bleibt das Menschsein in Liebe. Und das verbindet uns alle.»
Ein junger Muslim: „Es war ein wunderbarer Abend mit so vielen liebevollen Menschen. Wir konnten uns in den Räumlichkeiten der Seebacher Kirche wohl und wie zu Hause in der Familie fühlen. Das Fastenbrechen mit den interessanten und aufschlussreichen Rahmenprogramm war ein unvergessliches Ereignis. Um das Ganze zusammenzufassen würde folgende Sufi-Weisheit genügen:
„Folge der Liebe und vergiss alle Unterscheidungen.“
„Alles hat klein angefangen und ist in vielen persönlichen Kontakten durch getragen worden und gereift: Gemeinsam als Glaubende unterwegs in der heutigen Gesellschaft“, fasst Luzia Wehrle von der Fokolar-Bewegung zusammen.