Maria im ökumenischen Dialog: Hindernis oder Chance?

Ein neuer Zugang zu Maria kann aus dem ökumenischen Dialog entstehen – für beide Konfessionen. So das Fazit des katholisch-reformierten Doppelvortrages am 18. Januar im Begegnungs- und Bildungszentrum in Baar.

Vor knapp 60 interessierten Zuhörenden beleuchteten die beiden Theologen Tobias Häner (katholisch) und Peter Dettwiler (reformiert) das Thema „Maria“ aus der Perspektive von beiden Kirchen.

In einem Panorama gab Tobias Häner Einblick in 2000 Jahre Theologie- und Traditionsgeschichte zu Maria. So sei im Zweiten Konzil von Nicäa 787 bereits die Unterscheidung zwischen Anbetung, die nur Gott zukommt, und der Verehrung, deren Maria als Mutter von Jesus würdig sei, festgehalten.

Peter Dettwiler zeigte anhand von Textstellen die biblisch begründete Bedeutung von Maria. Für einige überraschend zitierte er dann die Reformatoren, die sich zwar kritisch mit Traditionen in Bezug auf Maria äusserten, ihr selber aber grosse Wertschätzung entgegenbrachten. So sagte Zwingli: „Je mehr die Ehre und Liebe gegenüber Christus Jesus wächst unter den Menschen, desto mehr wächst auch die Wertschätzung und Ehre Mariens, weil sie uns den so grossen, jedoch gnädigen Herrn und Erlöser geboren hat.“

Beide Referenten waren sich einig: Maria ehren heisst Jesus nachfolgen. Maria muss in den Hintergrund und Jesus in den Vordergrund treten. Doch von Jesus her falle auch ein besonderes Licht auf seine Mutter. „Und dieses Licht gilt es wieder neu ernst zu nehmen und zu verstehen, was dies für unser Christsein bedeutet“, betonte Dettwiler.

Die Statements und Fragen nach den Referaten zeigten, dass das Sprechen über Maria oft mit starken eigenen Prägungen und Erlebnissen und daher stark emotional gefärbt ist. „Umso wichtiger ist dieses Gespräch“, sagte Tobias Häner zum Schluss, „denn Maria gehört zu uns allen.“ Die Frage „wer ist Maria für dich?“ könne Raum öffnen für einen vorurteilsfreien Austausch, der das Verständnis füreinander wachsen lasse.