In Rom trafen sich Mitte März zum ersten Mal die Kommissionen und Beauftragten der Fokolar-Bewegung aus der ganzen Welt, die speziell mit dem Schutz von Minderjährigen betraut sind.
Gut 160 Teilnehmer aus 38 Ländern aller Kontinente konnten dabei sein und sich drei Tage über ihre bisherigen Erfahrungen, über inzwischen entwickelte Maßnahmen und Schulungskonzepte sowie über den Umgang mit angezeigtem Missbrauch austauschen.
In einem Brief im Anschluss an die Begegnung fordern Präsidentin Maria Voce und Copräsident Jesús Morán alle Mitglieder weltweit dazu auf, sich mit großem Verantwortungsbewusstsein für den umfassenden Schutz von Minderjährigen einzusetzen – innerhalb und außerhalb der Fokolar-Bewegung.
Leitlinien und Schulungen
Seit 2014 gibt es in der Fokolar-Bewegung internationale „Leitlinien für die Fürsorge und den Schutz von Minderjährigen“, in der Schweiz gibt es seit 2010 Richtlinien und präventive Schulungen. Sowohl auf internationaler Ebene als auch in vielen Ländern, so auch in der Schweiz, wurden Kommissionen gebildet, die an diesen Leitlinien mitgearbeitet haben, Schulungskonzepte und Materialien für die Mitglieder und Engagierten entwickeln und auch die eingehenden Hinweise auf Missbrauchsfälle gründlich prüfen und die notwendigen Schritte einleiten.
Maria Voce und Jesús Morán geben in ihrem Brief Rechenschaft, dass in diesen Jahren weltweit etwa 20 Fälle dokumentiert wurden und erklären dazu: „Es ist für uns alle ein tiefer Schmerz, bekennen zu müssen, dass es auch in unserer großen Familie der Fokolar-Bewegung einige Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger gegeben hat. Der Missbrauch ging aus von Mitgliedern der Fokolar-Bewegung, darunter auch Menschen, die sich Gott geweiht haben, wie auch von Teilnehmern von Veranstaltungen, die wir organisiert haben.“
Die Arbeit der Kommissionen und der Beauftragten für diesen Aspekt sei bei der Aufarbeitung dieser Fälle eine große Hilfe gewesen, bestätigen die beiden. Sie hätten es Betroffenen sehr viel leichter gemacht, den Missbrauch anzuzeigen. Die Kommissionen haben Vorschläge und Maßnahmen entwickelt, „um von Fall zu Fall zu verstehen, wie den Opfern Gerechtigkeit zuteil werden kann, wie man sie und ihre Familien begleiten kann und welche Maßnahmen man intern ergreifen muss in Bezug auf die Täter, unabhängig natürlich von einer eventuellen strafrechtlichen Anzeige und Verfolgung entsprechend der Gesetzeslage der verschiedenen Länder.“
Sie rufen die Mitglieder dazu auf, jeden Verdacht auf jegliche Art von Missbrauch im Zusammenhang mit der Fokolar-Bewegung unverzüglich den Kommissionen oder den Beauftragten mitzuteilen, sei es sexueller Missbrauch, Gewalt und Misshandlung, Mobbing oder Bullying - ob in direkter Form oder über das Internet. Das gelte für alle Menschen, aber insbesondere für Minderjährige oder Menschen in besonders verletzlichen Situationen. Es sei „eine echte Versuchung, zu erwägen, etwas nicht mitzuteilen zum Schutz der Bewegung, um einen möglichen Skandal zu vermeiden oder um den guten Ruf von jemanden nicht zu beschädigen“.
Jeder Fall, so betonen Voce und Morán, sei für die ganze Bewegung „eine echte Läuterung. Nehmen wir sie an mit großer Demut und tiefem Mitgefühl für diejenigen, die – auch durch unsere mangelnde Aufmerksamkeit – unbeschreibliche Traumata durchleben müssen.“
In der Schweiz hat sich die Fokolar-Bewegung 2010 der Fachstelle MIRA angeschlossen, welche andere Organisationen mit Kinder- und Jugendarbeit bei der Prävention und bei Verdachtsfällen beraten hat. Seither finden regelmässig Schulungen statt für alle, die in der Fokolar-Bewegung mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Die Teilnehmenden unterzeichnen am Ende eine Selbstverpflichtung, in der sie sich zur Einhaltung der Leitlinien und zur umgehenden Kommunikation von Verdachtsfällen verpflichten. Seit 2013 gibt es für die Fokolar-Bewegung in der Schweiz eigene Richtlinien. Diese finden Sie hier, ebenso wie die Kontaktadresse der Kommission.