Papst Franziskus besucht die Fokolar-Siedlung Loppiano
"Schaffen wir eine Kultur der Begegnung“ - dazu lud Papst Franziskus am Vormittag von Christi Himmelfahrt in Loppiano bei Florenz ein. Er besuchte dort die erste von 24 Siedlungen der Fokolar-Bewegung und sprach vor 7000 Bewohnern und Gästen aus Italien und verschiedenen Ländern der Welt auf dem Vorplatz der Wallfahrtskirche Maria Theotókos.
Angesichts der „dramatischen Bedürfnisse, die wir an vielen Orten wahrnehmen und die uns keine Ruhe lassen dürfen“ reichten keine „Begegnungen zwischen Menschen, Kulturen und Völkern“ mehr, es brauche Männer und Frauen, die bereit seien, Risiken einzugehen, neue Wege einzuschlagen und an einer „globalen Gesellschaft im Zeichen des Bündnisses mitzubauen“.
Papst Franziskus landete am 10. Mai 2018 um 10:00 Uhr mit dem Hubschrauber in Loppiano und wurde dort von Ortsbischof Mario Meini, Präsidentin Maria Voce und Co-Präsident Jesús Moran empfangen.
Nach einem kurzen Moment des Gebetes in der Wallfahrtskirche wandte er sich auf dem Vorplatz an die 850 Bewohner aus Loppiano, die aus 65 Nationen kommen und an Tausende von Angehörigen der internationalen Gemeinschaft, die aus ganz Italien und auch aus anderen Ländern angereist waren. Es war das erste Mal, dass ein Papst die „kleine Stadt“ besucht hat, die, wie es Präsidentin Maria Voce beschrieb, „eine Werkstatt des menschlichen Zusammenlebens sein möchte, ein kleines Modellprojekt und Zeugnis dafür, wie die Gesellschaft aussehen könnte, wenn die Basis des Zusammenlebens die gegenseitige Liebe des Evangeliums wäre“.
In den Fragen der Bewohner an das Kirchenoberhaupt ging es dann um die Herausforderungen der modernen Welt, vor die sich Christen heute gestellt sehen, um die Spannung zwischen der Treue zu den charismatischen Anfängen und dem Anspruch, sich nach den Anforderungen heute weiterzuentwickeln. Der Papst machte Mut, „sich nicht in ein gemütliches, angenehmes Dasein zurückzuziehen oder gar in Heuchelei zu verfallen“, sondern Mut zum Risiko zu zeigen, Gott herauszufordern: „Ein wichtiges Kennzeichen der Christen ist, dass sie sich auf Gott ausrichten, an seine Liebe glauben, denn die Liebe besiegt jede Furcht!“
Er lud die Anwesenden ein, ihre Spiritualität in die Welt zu tragen: „Diese Spiritualität des „Wir“ ist das Gegenteil von Individualismus und Egoismus“. Und es brauche Menschen, die Gemeinschaft aufbauen, statt Unfrieden zu stiften: „Zwietracht säen zerstört die Kirche, macht das Leben kaputt, denn es vergiftet dich. Für mich sind das Terroristen: Sie zielen auf einzelne, machen sie kaputt, indem sie Zwietracht säen, aber sie zerstören alles. Als würde einer eine Bombe werfen und dann weglaufen.“
Am Ende kam er auf die Bedeutung Marias zu sprechen und sah eine enge Verbindung zwischen dem zweiten vatikanischen Konzil und der Spiritualität der Fokolare, dessen kirchenrechtlich anerkannter Name „Werk Mariens“ sei: „Maria ist unsere Mutter, sie ist die Mutter der Einheit. Von ihr können wir lernen, mit Jesus zu leben, aus Jesus zu leben. Und vergessen wir nicht: Maria war Laiin, die erste Jüngerin Jesu, seine Mutter war Laiin!“
Knapp 40 Bewohner von Loppiano unterschiedlicher Kulturen und Religionen hatten dann Gelegenheit, den Papst persönlich zu grüßen und ihm Geschenke zu überreichen. Unter ihnen war auch der buddhistische Mönch Luce Ardente aus Thailand, der in der Vergangenheit einige Monate in Loppiano gelebt hatte und für diesen besonderen Anlass zurückkam.
Als Antwort auf die Worte des Papstes überreichte Co-Präsident Jesús Moran dem Papst ein symbolisches Geschenk: den „Pakt“, den alle Bewohner von Loppiano unterzeichnet hatten mit dem Vorsatz, so zu leben, dass Loppiano immer ein Ort der Geschwisterlichkeit, der Solidarität und der Gegenseitigkeit sein kann. Auch Franziskus setzte seinen Namen unter das Dokument.
Nach einer guten Stunde verließ der Papst eine glückliche Menschenmenge, nicht ohne den Weg zum Auto für einige persönliche Grüße zu nutzen.
Andrea Blaschke teilte ihre Freude direkt im Anschluss an die Veranstaltung: „Ich kann gar nicht in Worte fassen, was wir heute mit Papst Franziskus erlebt haben. Es war auf jeden Fall ein historisches Ereignis, nicht nur für Loppiano, sondern für unsere gesamte Fokolar-Bewegung! Seine Worte werde ich noch häufig lesen und meditieren, denn sie waren klar, ermutigend und richtungsweisend für uns alle. In der Begegnung mit Papst Franziskus haben wir die Gegenwart und die Freude von Jesus spüren können. Ich bin sehr, sehr froh und dankbar, dass ich dabei sein durfte!"