Chiara Lubich sei eine der prominentesten ökumenischen Protagonisten des vergangenen Jahrhunderts, und die Fokolar-Bewegung eine starke Partnerin des Ökumenischen Rates der Kirchen ÖRK: das äusserten ÖRK-Vertreter bei der Feier „50 Jahre Fokolar-Bewegung am ÖRK“ am 7. November in Genf.
An der schlichten, freundschaftlichen und familären Feier nahmen nebst Generalsekretär Olav Fykse Tveit ein Dutzend ehemalige und aktuelle Mitarbeitende des Ökumenischen Rates der Kirchen teil. Chiara Lubich sei „eine der prominentesten ökumenischen Protagonisten des vergangenen Jahrhunderts, sowohl in Bezug auf ihre ökumenische Vision als auch auf ihre vielen ökumenischen Initiativen“, sagte Georges Lemopoulos, der bis 2007 stellvertretender Generalsekretär und ständiger Vertreter des Ökumenischen Patriarchats beim ÖRK war. „Sie besass alle Eigenschaften einer Leader-Person der ökumenischen Bewegung: Sie war mutig und kreativ, sie war ihrer Zeit voraus…“, betonte er.
Olav Fykse Tveit dankte der Fokolar-Bewegung für ihre Präsenz und ihre Aktivitäten in Genf. Er wandte sich insbesondere an Luzia-Tersa Wehrle, Schweizer Fokolarin, die mehr als 40 Jahre beim ÖRK gearbeitet hat. Sie erzählte: "Chiara Lubich hat mich gebeten, nach Genf zu kommen, um beim Ökumenischen Rat der Kirchen zu arbeiten. Ich war begeistert von der Idee, zur Erreichung des Ziels der sichtbaren Einheit der Christen beitragen zu können. Ich dachte: wenn man die Spiritualität der Einheit lebt, wird der Traum, EINS zu sein, in der ökumenischen Bewegung bald wahr werden“. Chiara Lubich habe ihr dann aber geschrieben: "Langsam, langsam, Luzia, du brauchst nichts anderes zu tun als zu lieben... Maria war nicht darum bemüht, aktiv zu sein, sondern Jesus Raum und Sichtbarkeit zu geben, indem sie liebte.“ Neben Tersa-Luzia Wehrle arbeiteten in den vergangenen Jahren von der Fokolar-Bewegung auch Lut Van Kersavond, Lurdes Teixeira und derzeit Awa Foucher von der Elfenbeinküste und Valter Muniz aus Brasilien beim ÖRK.
Ermutigung für das ökumenische Engagement
Während ihrer langjährigen Tätigkeit beim ÖRK arbeitete Tersa-Luzia Wehrle für mehrere Personen, darunter für Georges (Yorgo) Lemopoulos, damals stellvertretender Generalsekretär und für Dr. Martin Robra, unter anderem Programmleiter für die ökumenische Weiterbildung, für die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche und für das gemeinsame interreligiöse Projekt mit der Internationalen Arbeitsorganisation. Sie waren beide an diesem festlichen Abend anwesend, ebenso wie Reverend Dr. Ioan Sauca, stellvertretender Generalsekretär des ÖRK und Direktor des Instituts von Bossey, der unter anderem erzählte, wie er bei seinem ersten Treffen mit den Mitgliedern der Bewegung vom Fokus auf die konkrete Liebe zu allen beeindruckt war: " Die Liebe, die Liebe und immer die Liebe!". Dies war für ihn sowohl eine Lektion als auch eine Ermutigung, sein ökumenisches Engagement auf dem Weg der Einheit fortzusetzen.
Lemopoulos bezeichnete die Fokolar-Bewegung als "eine sehr natürliche Brücke zur römisch-katholischen Kirche" und er fügte hinzu: "In den schwierigen Momenten unserer Beziehungen zum Vatikan (z.B. als das Dokument Dominus Jesus veröffentlicht wurde), spielten unsere Fokolar-Freunde eine Vermittlerrolle, die es ermöglichte, den Dialog fortzusetzen“.
Zusammenarbeit in die Zukunft führen
Rainer Gude und Martine Schneider, Mitverantwortliche der Fokolar-Bewegung für die französische Schweiz, stellten die Bewegung vor Ort vor. Einige Jugendliche der Fokolar-Bewegung in Ausbildung in Montet (Broye) sowie Mitglieder der lokalen Gemeinschaft waren ebenfalls anwesend.
Von beiden Seiten wurden mehrere Beispiele der konkreten Zusammenarbeit genannt (Einheit; Spiritualität und Gebet; Jugend; Wohlergehen und Rechte der Kinder; Wirtschaft in Gemeinschaft; ökumenische Bildung; Flüchtlinge und Migranten; gegenseitige Besuche in Rom und Genf). Anschliessend wurden, in einem echten Geiste der ökumenischen Partnerschaft, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Zukunft erwähnt, insbesondere im Hinblick auf die Vollversammlung des ÖRK, die im 2021 in Karlsruhe stattfinden wird, mit dem Thema: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“.
Martin Robra wandte sich dann an seine jungen Kollegen, um sie der Reihe nach zu fragen, wie sie sich in Zukunft die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Fokolar-Bewegung vorstellen. Bei einem tiefen Austausch tauchten eine Vielzahl von Möglichkeiten für eine fruchtbare Synergie auf, was die „älteren“ Verantwortlichen beruhigte, die sich nun auf dem Weg in den Ruhestand befinden. Lemopoulos beendete den ersten Teil des Abends mit folgenden Worten: "Die Bewegung, inspiriert und ermutigt von ihrer Gründerin, sich für die Ökumene einzusetzen, ist einer der Partner, mit denen der ÖRK zusammen weitergehen, arbeiten und beten kann.“
Autor: Valter Hugo Muniz (Übersetzung: Guy Mayer)