Heute steht der Rechenschaftsbericht von Maria Voce, noch Präsidentin der Fokolar-Bewegung, über die sechs vergangenen Jahre auf dem Programm. Die Teilnehmenden hatten das Dokument vor über einer Woche erhalten und somit genügend Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Aus der Diskussion in Gruppen resultierten mehrere Fragen, auf die Maria Voce und der Kopräsident (Jesús Morán) am frühen Nachmittag eingingen.
Maria Voce erklärt, dass der Bericht nicht eine "Auflistung von Aktivitäten" sein will, sondern vielmehr "ein Leseschlüssel zu den gelebten Erfahrungen". Sie weist auf die sogenannte "Neuausrichtung" der Fokolar-Bewegung hin: ein Prozess, der angelaufen ist und zum Ziel hat, das Charisma der Einheit in ganz verschiedenen kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten zu verwirklichen. Die Präsidentin räumt ein, dass dieser Prozess gelegentlich "eine gewisse Verunsicherung" hervorgerufen hat, aber sie betont auch die positiven Auswirkungen: mehr Verantwortung und Dynamik in den lokalen Gemeinschaften und neue Synergien zwischen den verschiedenen Zweigen und Gruppierungen der Bewegung sowie den geographischen Regionen. Dadurch ist Raum für eine neue Kreativität entstanden.
Sie unterstreicht den wertvollen Beitrag der neuen Generationen der Bewegung, "wo engagierte junge Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen". Dann nimmt sie die drei programmatischen Punkte der letzten Generalversammlung von 2014 in den Blick und zeigt auf, was davon verwirklicht werden konnte. Zum ersten Punkt, dem "Hinausgehen", zeigt sie auf, wo die Bewegung ihren typischen Beitrag zur Einheit geleistet hat: in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und im interkulturellen Dialog. Bezüglich des zweiten Punktes, "gemeinsam", stellt sie fest, dass eine Tendenz zur Überwindung der Fragmentierung innerhalb der Bewegung spürbar ist und dass durch eine verstärkte Zusammenarbeit immer mehr Synergien genutzt werden. Bezüglich des letzten Punktes, "gut vorbereitet", legt sie dar, dass neue Formen der Aus- und Weiterbildung für die Mitglieder und die Verantwortlichen entwickelt und erprobt worden sind.
Sowohl der Bericht als auch die anschließenden Antworten von Maria Voce und Jesús Morán übergehen die Herausforderungen und kritischen Situationen nicht, mit denen die Bewegung konfrontiert ist, wie z.B. die Schwierigkeit, geeignete Formen und Wege zu finden, das Charisma auf eine Weise zu vermitteln, die für die heutigen Menschen relevant ist; ein Rückgang der Zahl der Berufungen (verbindliches Engagement in einem Zweig der Bewegung) und die schmerzliche Herausforderung, die mit dem Bekanntwerden verschiedener Formen von Missbrauch auch innerhalb der Bewegung entstanden ist. Ko-Präsident Morán unterstreicht, dass es "einen unvermeidlichen und notwendigen Prozess der 'Reinigung des Gedächtnisses' braucht", den die Bewegung "mit Demut und Hoffnung" gehen will.
Am Schluss des Berichts der Präsidentin zeigt sie einige Perspektiven auf. Dabei geht sie von den Fragen aus, die die Situation in der Welt, inklusive die Covid-Pandemie, aufwerfen: Wir sind aufgefordert zu einem bescheidenen und nachhaltigen Lebensstil, zu einer erhöhten Sensibilität für die Rolle der Neuen Medien und zu einer größeren Aufmerksamkeit für die Familie. Und sie schliessst mit einem entschiedenen Aufruf, eine radikale Treue zum Evangelium zu leben, was für die Bewegung Treue zum Schlüsselwort des Charismas bedeutet: "Vater, alle sollen eins sein" (Joh 17,21).
Abschließend lud Maria Voce alle ein, "mutig voranzugehen", um immer mehr "und auf neue Weisen zu einer umfassenden Geschwisterlichkeit beizutragen".
Internationales Kommunikationsbüro Fokolar-Bewegung