Mit dabei an der Weltsynode
Helena Jeppesen-Spuhler hat an den beiden Sessionen der Weltsynode der katholischen Kirche in Rom teilgenommen, als eine der 80 «Nicht-Bischöfe». Im Dialoghotel Eckstein in Baar hat sie von ihren Erfahrungen erzählt.
Zu Beginn ihres Vortrages zeigt Helena Jeppesen zwei kleine Gegenstände, die sie während der Weltsynode immer bei sich getragen habe. Der eine ist ihr Namensschild: «Die wachhabenden Schweizergardisten mussten sich daran gewöhnen, dass ein Mensch ohne Bischofsgewand, und dazu eine Frau, im Vatikan ein- und ausging», sagt sie. Das sei nur mit dem Namensschild möglich gewesen – «und das ist die Zukunft der Kirche: dass Frauen und Nicht-Bischöfe mitberaten und mitentscheiden», betont sie. Der zweite Gegenstand ist ein Kreisel, den sie von einer Bekannten erhalten hat: «Er sollte mich daran erinnern, dass die Kirche sich nicht nur um sich selber drehen, sondern rausgehen und vorwärts kommen soll.»
Lebhaft und farbig erzähltet die Referentin von den Synodenberatungen, vom Unterschied, den die runden Tische und die Vorgabe, sich zuzuhören, gemacht hätten, und wie wichtig die professionellen Moderatorinnen und Moderatoren an jedem Tisch waren. Begeistert erzählt sie von den anwesenden «Power-Paketen» von Ordensfrauen aus aller Welt, die sich nicht gescheut hätten, Klartext zu reden. Ebenso erfrischend sei die Weltkirche erlebbar gewesen, und die Tatsache, dass nicht alle in ihrer Muttersprache reden konnten, habe geholfen, sich aufmerksamer zuzuhören.
Thema «Frau in der Kirche» gerettet
Auf ihre Initiative hin wurde spontan ein Treffen aller an der Synode anwesenden Frauen – inklusive jener ohne Stimmrecht – mit Franziskus möglich. Während 45 Minuten konnten sie dem Papst ihre Situation darlegen. «Der Papst hörte zu», sagt Helena Jeppesen. Dieses Treffen war eine Reaktion auf die Tatsache, dass das Thema «Frauendiakonat» an der zweiten Synodensession im Oktober 2024 zunächst nicht mehr behandelt werden solle. «Wir wären fast explodiert», erinnert sich Jeppesen-Spuhler. Sie, die Bischöfe, die mit ihr an einem Tisch sassen, alle rund herum. «Ich ergriff im nächsten Plenum sofort das Wort.» Um dann zu handeln: die Kolleginnen vernetzen – man kannte sich ja bereits – und für die Idee gewinnen, einen Austausch mit dem Papst vorzubereiten.
Was kam bei dieser Synode heraus?
«Es wurde ganz klar, dass die katholische Kirche synodal unterwegs sein will. Wir haben jetzt gerade mit einem Umbauprozess angefangen, den wir auf allen Ebenen der Kirche, auf Weltkirchenebene, in den Ländern, den Diözesen bis runter in den Pfarreien machen müssen. Das heisst: Die Mitsprache auf möglichst vielen Ebenen bis zur Mitentscheidung auf gleicher Augenhöhe soll zu einem Prinzip werden. Jetzt müssen wir noch kräftig daran arbeiten und sind herausgefordert, das auch in unseren lokalen Kirchen zu machen und unsere Erfahrungen einzugeben», sagt Helena Jeppesen. Und: «Erstaunlicherweise wurde im Schlussdokument ein Passus zur Kontrolle und Rechenschaftspflicht der Bischöfe aufgenommen. Das ist in der jetzigen Missbrauchskrise enorm wichtig.»
Ebenso wichtig und erfreulich sei die Tatsache gewesen, dass der Papst das Schlussdokument der Synode sofort als verbindlich bezeichnet hat. Normalerweise entscheidet der Papst am Ende einer Synode, was davon verbindlich werden soll. Diesmal habe er keinen Strich am Schlussdokument geändert. Die Frage des Frauendiakonates werde weiter in einer Kommission studiert, dazu sei im Sommer eine Entscheidung denkbar, zu der – so hofft sie – die Synodenmitglieder nochmals angehört werden.
Wie weiter?
Das 80-Seitige Schlussdokument der Synode liegt in deutsch vor und kann auf der Website der deutschen Bischofskonferenz herunter geladen werden. Die Synodalitätskommission der Schweiz, in der Helena Jeppesen Mitglied ist, sei nun daran, daraus ein kürzeres Dokument mit den wesentlichen Punkten zu erarbeiten, um dieses zur Weiterarbeit in den Pfarreien und für alle Interessierten weiterzugeben. Es sei wichtig, sich dazu einzubringen, gerade auch die Fokolar-Bewegung mit ihrer weltweiten Vernetzung sei in diesem Umbau-Prozess der Kirche ein wichtiger Player, betonte Jeppesen. Der warme und lange Applaus sowie der intensive Austausch in den folgenden Gesprächsrunden und anschliessend im Plenum zeigten: die rund hundert Teilnehmenden (die Hälfte davon verfolgte den Abend per Videoübertragung zuhause) möchten aktiv zu dieser Erneuerung beitragen.
Beatrix Ledergerber-Baumer