Genügsamkeit – ein Weg zueinander und zu Gott
Am 21. November traf sich die Gruppe "Muslime und Christen" in Lausanne zum Thema «Genügsamkeit, ein Weg zueinander – und zu Gott?»
Etwa 50 Personen setzten sich anhand von zwei Referaten, Erfahrungsberichten und im Austausch miteinander mit damit auseinander.
Djalel Meskaldji, Mathematiker an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne und Mitarbeiter des Bundesamts für Statistik beginnt mit einem Zitat aus Sure 102: "Das Streben nach Reichtum lenkt euch ab".
Aber was hat das mit Genügsamkeit zu tun? Er sieht ihn in der Bedeutung des Monats Ramadan, der dazu auffordert, tagsüber auf Essen zu verzichten. Doch diese Zeit hat noch eine weitere Komponente: das Gebet während der Nacht. Man verzichtet tagsüber auf Essen, um nachts die Seele zu nähren. Der Körper kommt nicht ohne die Seele aus. Seine Schlussfolgerung: "Genügsamkeit, Fasten ist ein Weg, ein Mittel, um uns zum Altruismus, zur Hingabe an die anderen, zu führen. Nüchternheit und Altruismus machen uns vom Herrn geliebt".
Der zweite Referat hielt Xavier Gravend-Tirolle, Spezialist für interreligiösen Dialog und Studentenseelsorger an den Hochschulen in Lausanne.
Für ihn ist das Gegenteil von Genügsamkeit "Hybris", ein griechischer Begriff für Hochmut und Maßlosigkeit. Hier einige Beispiele: Im Jahr 2050 wird die Masse an Plastik im Meer der Masse an Fischen entsprechen! Heute haben 26 Personen so viel Geld wie 3,5 Milliarden Menschen! «Um die Bedeutung von Bescheidenheit und Genügsamkeit zu verstehen, müssen wir uns an die Berufung des Menschen erinnern, die darin besteht, in Beziehungen zu stehen», sagte Gravend-Tirolle.
Zwei Aussagen zum Schluss der Begegnung betonen die wertvollen Gemeinsamkeiten der beiden Religionen, Christentum und Islam: Najouah, Muslima: "Ich bin sehr berührt von der Ähnlichkeit zwischen den beiden Religionen, wir haben so viele gemeinsame Werte. Ich habe gelernt, andere nicht mehr zu verurteilen, sondern sie zu lieben und so zu akzeptieren, wie sie sind. Und um all das zu erreichen, muss ich nur mein Herz reinigen; und das erfordert viel Arbeit "nonstop".
Und Rachel, eine Christin: "Nach diesem wunderbaren Treffen möchte ich die Freude in meinem Herzen mit Ihnen teilen! Wirklich, wir gehen Christen und Muslime gemeinsam auf dem Weg der Liebe Gottes. Wir haben gemeinsame Werte. Das ist das Wunderbare daran".
Martin Hoegger