Auf den Spuren von Zwingli

Im Januar vor 500 Jahren predigte Zwingli erstmals im Grossmünster: das war der Startschuss für die Reformation in Zürich. 60 Personen aus Deutschland, Österreich, Italien, ein reformierter Pfarrer aus der Slowakei und Freunde aus der Schweiz gingen vom 26.-28. April seinen Spuren nach.

«Jede Kirche hat ihre besondere Gabe. Die Gabe der reformierten Kirche liegt ganz gewiss in der Vorrangstellung, die die Gegenwart von Jesus in der Mitte hat», sagte eine der Teilnehmenden, die bisher in ihrem Heimatland kaum Kontakt zur reformierten Kirche hatte. Diese Erfahrung ermöglichten Begegnungen mit Menschen und Orten der Reformation: Der junge reformierte Pfarrer von Baar beeindruckte mit seiner Leidenschaft, Orientierung und Halt einzig im Wort Gottes zu suchen und nicht in einer Institution. Er beantwortete mit grosser Ehrlichkeit alle Fragen und beschrieb die zum Teil notvolle Situation seiner Kirche.  

Die Reformationsbotschafterin Pfarrerin Catherine McMillan gab einen Einblick in die aktuelle Situation der reformierten Kirche und ihre weltweiten Kontakte, und Dr. Gergely Csukás vom Theologischen Seminar in Zürich schilderte die gesellschaftliche, politische und religiöse Situation Zürichs im Mittelalter und vermittelte mit viel innerem Feuer die Anliegen des Reformators damals und deren Aktualität heute. Pfarrer Peter Dettwiler berichtete über seine Versöhnungsarbeit mit den Täufern und Amischen in den USA, deren Vorfahren in Zürich ertränkt worden waren.


Licht aus uralten Mauern

Ein Rundgang zu den Orten des Wirkens von Zwingli führte vom Grossmünster zur Wasserkirche über den Lindenhof zum Gedenkstein an die Ertränkung der Täufer in der Limmat. Der Abschluss bildete eine Andacht in der Krypta des Grossmünsters. Betroffen sagte eine Teilnehmerin aus Bari (Italien): «Als ich am ersten Abend die nüchterne Kirche in Baar betrat, war ich schockiert. Dieser Raum strahlte für mich nichts Feierliches, Heiliges aus. Doch dann in der düsteren Krypta des Grossmünsters, wo wir zum Gebet versammelt waren als Schwestern und Brüder in Christus, erhellte plötzlich ein Licht aus der Mitte die grauen, jahrhundertealten Mauern und erfüllte mich mit tiefer Freude und Ehrfurcht.»

Worte von Niklaus von Flüh und Chiara Lubich bildeten am Sonntag die geistige Grundlage für die Feier des Abendmahls. Für manche war diese Stunde der Höhepunkt der gemeinsam verbrachten Tage. Einige Stimmen dazu: «Eine solche Intensität der Feier mit den Gebeten, den Liedern und der Predigt, aber auch mit der Gestaltung des Abendmahls im Kreis, in der absoluten Freiheit aller, war ein Erlebnis tiefer Freude und Hoffnung.» - «Das Abendmahl, das gemeinsame Leib Christi sein in der Verschiedenheit, war eine Vorwegnahme der sichtbaren Einheit der Kirche. Es war Christus-Begegnung! Ich hoffe, dass wir im Miteinander des Lebens und im theologischen Gespräch weitere Schritte auf einander zu machen werden.»

 


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