Wort des Lebens - April 21

„Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ (Johannes 10,11)

Die Sprache der Bibel ist voller Bilder aus einem beschaulich anmutenden Nomaden- und Hirtenleben, das von unserer heutigen von Effizienz und Wettbewerb geprägten Welt weit entfernt scheint. Aber manchmal spüren auch wir, dass wir Ruhe brauchen, einen Ort, um uns auszuruhen, eine Begegnung mit jemandem, der uns so annimmt, wie wir sind.
Jesus zeigt sich hier als derjenige, der mehr als alle anderen bereit ist, uns anzunehmen, uns Ruhe und Erholung zu schenken, mehr noch: das Leben für jeden von uns zu geben.
Der Abschnitt des Johannesevangeliums, dem dieses Wort des Lebens entnommen ist, spricht von der Zusicherung Jesu, im Leben jedes Menschen so nahe zu sein, wie Gott es dem Volk Israel durch den Mund der Propheten versprochen hatte.
Jesus ist der Hirte. Er führt und liebt seine Herde, sein Volk, das müde ist und sich manchmal verläuft. Er ist kein Unbekannter, der nicht auf die Bedürfnisse der Tiere achtet, kein Dieb, der kommt, um zu stehlen, kein Räuber, der die Herde versprengt und auch kein bezahlter Knecht, dem nichts an den Schafen liegt.

„Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“

Zur Herde, von der Jesus spricht, zählt er sicher seine Jünger und alle, die das Geschenk der Taufe empfangen haben, aber nicht nur diese. Er kennt jeden Menschen, ruft ihn beim Namen und ist in zärtlicher Sorge für ihn da.
Er ist der gute Hirte, der uns zum wahren Leben führt und sich jedes Mal wieder auf die Suche nach uns macht, wenn wir in die Irre gehen. Mehr noch, er hat sein Leben gegeben, um unsere Gemeinschaft mit Gott und untereinander zu erneuern, die von der Sünde schwer getroffen war.
Jede und jeder von uns kann versuchen, die Stimme Gottes zu vernehmen – sein Wort, das er an uns richtet – und ihr voll Vertrauen folgen. Vor allem können wir seiner unbedingten Liebe, seines Verständnisses und der Vergebung sicher sein.

 „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“

Nehmen wir auch nur ein wenig diese stille, aber machtvoll wirkende Gegenwart in unserem Leben wahr. Dann wird in uns der Wunsch wachsen, sie anderen mitzuteilen, uns ihnen zuzuwenden und für sie da zu sein. Das Beispiel Jesu kann uns helfen, unsere Komfortzone zu verlassen und uns den Bedürfnissen unserer Familienangehörigen, Kolleginnen und Kollegen oder Nachbarn zu widmen.
Die Fantasie der Liebe kann in uns wachsen. Gemeinsam mit anderen können wir im Kleinen zum Aufbau von Gemeinschaften beitragen, die von Geschwisterlichkeit und Offenheit geprägt sind. So können wir mit Geduld und Mut den Weg vieler Menschen begleiten.
In einem Kommentar zu diesem Wort weist Chiara Lubich darauf hin, wie weit die Liebe Jesu geht und wozu er auch uns einlädt: „An späterer Stelle im selben Evangelium sagt Jesus von sich: ‚Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt‘ (Johannes 15,13). Jesus selbst hat dies mit aller Konsequenz gelebt. Seine Liebe ist eine hingebende Liebe. Sie schließt sogar die Bereitschaft ein, das eigene Leben einzusetzen. ... Gott möchte auch von uns eine Liebe nach seinem Maß – zumindest, was Absicht und Entschiedenheit betrifft. Was immer wir tun, soll deshalb von diesem Wunsch und diesem Vorsatz getragen sein. ... So wird unser Leben als Christin und Christ eine Wende nehmen. Wir werden erleben, wie Männer und Frauen aus allen Enden der Erde von Jesu Stimme angezogen werden und sich um ihn versammeln.“


Letizia Magri

 

1) Vgl. Ezechiel 34,24-31
2) Vgl. Lukas 15,3-7; Matth. 18,12-14
3) Chiara Lubich, Kommentar zum Wort des Lebens April 1997


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